Warum Führung in Zukunft nicht mehr nur in eine Richtung, sondern in Netzwerken denkt

Die Zeit, in der Inhaber, Geschäftsführer und Manager noch Zigarre rauchend den Aufschwung nach dem letzten Weltkrieg ankurbelten, scheint zwar lange vorbei – dennoch finden sich in vielen, insbesondere in mittelständisch geprägten Industrieunternehmen heute noch kulturelle Spuren dieser patriarchischen Zeit. Es war eine Zeit, in der ein Ingenieurs- und Kaufmannstitel einem ehrenwerten Doktor gleichkam und Kompetenz mehr mit individuellem Respekt, als mit dem Beitrag zur gemeinschaftlichen Effizienz zu tun hatte. Es war eine Zeit, in der der Chef das Unternehmen nicht führte, sondern bestimmte.

Kollaborativ arbeiten

Die Welt hat sich gedreht. Von der Führung wird mehr soziales Verständnis gefordert. Es ist die Abkehr vom Bestimmen, hin zum Befähigen. Mitarbeiter sollen eigenverantwortlich, agil und vor allem kollaborativ Arbeiten, um zu besseren und nachhaltigeren Ergebnissen zu kommen. Der Blick auf den Konsens ist wichtiger, als die individuelle Befindlichkeit, Vielfalt ergiebiger, als mentale Gleichschaltung. Das Große und Ganze, das Unternehmen, wird mehr oder weniger gemeinsam geführt. Kein Wunder, dass die alte Haltung für Reibungspunkte sorgt. Kann man denn wirklich ohne Vorgesetztenstrukturen arbeiten? Können Mitarbeiter wirklich eigenverantwortlich und ohne Stechuhr produktive und profitable Leistung bringen? Ist es gut, wenn plötzlich alle mitreden und mitgestalten dürfen, wenn die Idee im Beta-Stadium mehr Wert als die makellose Blaupause hat? Und kann es funktionieren, nicht mehr in Hierarchien zu denken, Herkunft und Hintergrund außen vor zu lassen und den Beitrag zum unternehmerischen Erfolg nicht mehr am Stellenwert des Individuums zu bemessen, sondern an der Fähigkeit zum gemeinsamen Wachstum?

Die Gesellschaft verändert sich

Weder Wandel noch Zeit lassen sich aufhalten. Dass Unternehmensführung auch immer unter dem Einfluss von Kultur, Gesellschaft und damit verbundenen Werten steht, ist offensichtlich. Und dass wir heute in einer Zeit leben, in der die Gesellschaft vernetzter denn je ist und mit dieser Vernetzung ein anderer Umgang mit Wissen einhergeht, fordert ein Umdenken in der Unternehmensführung. Es geht nicht mehr darum, Wissen zu horten und zu bewahren. Es geht nicht mehr darum, mit Wissen zu bestimmen oder sich von Wissen bestimmen zu lassen. Es geht darum, das Ego aus der Führung zu verbannen, sich zurückzunehmen, um dem kollektiven Wissen – zielgerichtet – freien Lauf zu lassen.So wie unsere Welt heute nur noch durch Vernetzung funktioniert, muss auch Unternehmensführung in Netzwerken denken. Netzwerke schaffen. Netzwerke, die den Fluss des Wissens hin zu besseren Ergebnissen begünstigen. Netzwerke, in denen jeder einen Beitrag leisten kann, der dem Unternehmen zu Gute kommt. Das fällt dem unternehmerischen Ego mitunter schwer. Aber als Einzelner kann man auch nur schwer für gemeinsamen Erfolg stehen.